Skills bei Selbstverletzung: unsere Skills-Box

Von: C. Reis, Psychologin RPK

Tagtäglich machen wir von ihnen Gebrauch: unseren ganz persönlichen Skills. Oftmals ist uns dieser Rückgriff auf unsere emotionsregulatorischen Strategien nicht einmal bewusst. Wir treiben Sport, um die körperliche Unruhe und Anspannung loszuwerden. Wir treffen uns mit Freund*innen, um über unsere Sorgen zu sprechen.

Wir schauen einen Film, um uns abzulenken oder geben unseren Gefühlen einen kreativen Ausdruck. All das sind Skills, d.h. Fertigkeiten, die wir nutzen, um mit herausfordernden Situationen zurecht zu kommen, einen Ausgleich zu unserem stressigen Alltag zu finden und durch Veränderung unseres emotionalen Zustands die eigene Lebensqualität zu verbessern.

Es kommt vor, dass wir dabei, insbesondere bei sehr stark ausgeprägter Anspannung, auf Mittel zurückgreifen, die uns langfristig eher schaden. So kann die Zigarette zwar eine beruhigende Wirkung auf uns haben, wirkt sich jedoch langfristig betrachtet negativ auf unsere Gesundheit aus.

Skillsbox RPK Selbstverletzung Skills 1

Skills als Alternative zu selbstverletzendem Verhalten

Auch selbstverletzendes Verhalten kann der Emotionsregulation dienen. Die zurückbleibenden Narben an Körper und Selbstwert beeinträchtigen jedoch langfristig unser körperliches sowie seelisches Wohlbefinden. Sowohl Selbstverletzung als auch Rauchen sind damit keine funktionalen Strategien, um mit Emotionen, Stress und Anspannung umzugehen.

Echte Skills bringen kurzfristig Erleichterung, ohne langfristig schädlich zu sein. Neben den oben genannten Beispielen, wie Fernsehen und Sporttreiben, kann es bei hoher Anspannung nützlich sein, sich starken Sinnesreizen auszusetzen.

Haben Sie schonmal einen saure Kaugummi gekaut? Woran denken Sie, während sich der saure Geschmack auf ihrer Zunge ausbreitet? Solche extremen Sinnesreize fesseln unsere Aufmerksamkeit und lenken uns kurzfristig von unseren negativen Gedanken und Emotionen ab, sodass wir wieder denk- und handlungsfähig werden, ohne unseren Impulsen ausgeliefert zu sein.

Zur Unterstützung unserer Rehabilitand*innen beim Umgang mit intensiven Anspannungszuständen, wurde in der RPK daher eine Skills-Box eingerichtet, welche mit Hilfsmitteln zur schnellen Anspannungsreduktion bestückt ist, darunter:

  • Scharfe Bonbons
  • Saure Kaugummis
  • Ammoniak-Riechstäbchen
  • Gummibänder zum Dehnen
  • Kichererbsen, um diese in die Schuhe zu füllen und darauf zu gehen
  • Ein Teddy-Bär
  • Atemübungen
  • Kurze Übungen zur sportlichen Aktivierung
  • Akupressur-Ringe
  • Stressbälle
  • Imaginationsübungen
  • Fidget Toys