Von: Janina Hilkert
Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen stehen oft vor der Frage: wie soll es jetzt eigentlich weitergehen? Wenn man aufgrund seiner Krankheit nicht mehr "funktionieren" kann und schon vieles in Anspruch genommen hat, ist guter Rat teuer. Oft gab es in der Vergangenheit schon stationäre Aufenthalte in der Psychiatrie zur Stabilisierung, danach medizinische Reha und ambulante Therapie. Vielleicht auch schon berufliche Maßnahmen des Jobcenters. Wenn all dies nicht ausgereicht hat, gibt es das Modell "RPK", Rehabilitation für psychisch Kranke.
Unsere RPK ist eine vollstationäre Maßnahme, in der man medizinische und berufliche Rehabilitation in Anspruch nehmen kann. Außerdem ist es eine Langzeitreha, das heißt, man hat keinen Druck, in wenigen Wochen zu "funktionieren", sondern kann mit Hilfe eines Stufenplans und unterschiedlichen Fachleuten ganz individuell austesten, wie belastbar man ist.
Im ersten Schritt geht es darum, sich an unsere Tagesstruktur zu gewöhnen - pünktlich aufstehen, einfache Tätigkeiten in der Hauswirtschaft, Teilnahme an ergotherapeutischen Maßnahmen und Gruppenangeboten. Für viele ist es auch eine große Umstellung, wieder Teil einer Gemeinschaft zu sein. Zur Seite stehen den Rehabilitand*innen hier vor allem die Pflege, die rund um die Uhr Ansprechpartnerinnen sind. Krisen können so schnell erkannt und aufgefangen werden.
Jeder*m Rehabilitand*in ist ein*e Psycholog*in, ein*e Psychiater*in und ein*e Sozialpädagog*in zugeordnet, sodass alle wichtigen psychologischen, medizinischen und sozialrechtlichen Angelegenheiten bearbeitet werden können. Sprich: es gibt die Möglichkeit, regelmäßige Therapie Termine zu bekommen ebenso wie fachärztliche Betreuung. Bei Fragen rund um Anträge und psychosoziale Probleme ist der Sozialdienst vor Ort.
Nach der ersten Stabilisierung besteht dann die Möglichkeit, in der externen Arbeitstherapie die berufliche Belastung zu erproben. Hierfür stehen uns an die 40 Kooperationsbetriebe zur Seite, sodass eine vielfältige Auswahl an Praktika angeboten werden kann. Auch hier kann man sich im eigenen Tempo steigern und bei Bedarf die Arbeitszeit auch wieder reduzieren.
Gegen Ende der RPK geht es an das Entlassmanagement. Es gibt nicht einen Weg, sondern viele. Manche bleiben länger, andere kürzer. Für die meisten geht es wieder auf den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt, für andere müssen andere Lösungen gefunden werden. Niemand wird ohne Plan aus der RPK entlassen, sondern Anschlussmaßnahmen werden gemeinsam mit der*m Rehabilitand*in geplant und mit den Kostenträgern abgestimmt.
Rehabilitand*innen sollten als erste Diagnose eine psychiatrische Erkrankung haben. Außerdem sollten sie rehafähig sein, also ausreichend psychisch belastbar und motiviert, am Programm teilzunehmen. Wichtig ist auch ein fester Wohnsitz, Mitgliedschaft in einer Krankenkasse und Abstinenz von jeglichen Drogen.
Wer sich für die RPK interessiert, vereinbart im ersten Schritt ein Informationsgespräch bei unserem Sozialdienst. Hier werden alle Fragen geklärt und der Interessent bekommt eine Infomappe, in der alle wichtigen Details zusammengefasst sind. Wenn sich der*die Interessent*in für die RPK entscheidet, kann er*sie den Antrag ausfüllen und gemeinsam mit Arztbriefen und der Rehafähigkeitsbescheinigung postalisch an uns schicken. Danach wird ein Termin zum Aufnahmegutachten vereinbart. Dann wird der Antrag von uns an den Kostenträger geschickt. Sobald die Kostenzusage da ist, kann ein Aufnahmetermin vereinbart werden.