„Musikgruppen“ in der RPK Modau

„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen.“
Victor Hugo, französischer Schriftsteller, 1802-1885

Gemäß diesem schönen Motto durfte ich in den vergangenen 28 Berufsjahren in der sozialen Arbeit die universelle Sprache der Musik nutzen, um Menschen auf einer Ebene zu erreichen, die mit Worten schwer oder gar nicht erreichbar scheint.

Mein Name ist Marcus Heyer, ich arbeite als Diplom-Sozialpädagoge im Sozialdienst der RPK Modau und beschäftige mich in meiner Freizeit mit Musik. Im Rahmen meiner vorherigen beruflichen Tätigkeit mit schwer und mehrfach behinderten Menschen habe ich für mich entdeckt, dass ich die „Sprache Musik“ auch beruflich nutzen konnte: Emotionen, Ressourcen und Ausdrucksmöglichkeiten, die vorher verschlossen schienen waren plötzlich hörbar, fühlbar, erlebbar - wow!

Eine berufsbegleitende Fortbildung in Rhythmisch-musikalischer Erziehung fand ich zwar spannend, aber für mein tägliches Arbeiten zu altertümlich (heute würde man wohl „Old School“ sagen). Auf Reisen lernte ich dann erst einen großen Laufvogel namens Emu und dann einen beindruckenden Musiker kennen, der seit vielen Jahren Menschen die Zusammenhänge zwischen Emotionen und Musik hör-, spür- und erlebbar macht. Zurück in Deutschland habe ich dann den „Emotional Music Workshop“ (EMU) in meine Arbeit mit behinderten Menschen flugs eingebaut und was soll ich sagen, außer, dass es Menschen ein bisschen glücklicher macht und sie auf ihrem Weg voranbringt.


Um was geht es bei EMU eigentlich?

Kurz gesagt, geht es darum, den Blick auf die Emotionen zu richten, die beim Hören, wie auch beim aktiven Machen von Musik zu Tage treten. Über diese Emotionen sprechen zu können, ohne diese (oder die der anderen Teilnehmenden) zu bewerten ist ebenso Teil des Workshops wie die zunehmende Fähigkeiten, Gesetzmäßigkeiten und Analogien zu erkennen die Musik und unser Alltags(er)leben gleichermaßen bestimmen. Begriffe wie: Harmonie, Schwingung, Rhythmus und viele weitere prägen nicht ohne Grund sowohl Musik wie auch unser (Er)Leben...

Musik hat großen Einfluss auf unser Gefühlsleben und unser Gefühlsleben lässt sich durch Musik sowohl ausdrücken als auch bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Diese positive Wechselwirkung darf im EMU Workshop erlebt und genutzt werden. Ganz nebenbei wird unser „auditiver Kanal“ geschult und wir haben jede Menge Spaß!

Apropos Spaß: Im wöchentlichen Wechsel mit dem „EMU“ Workshop der alle 14 Tage mit vier bis sechs Teilnehmenden stattfindet, treffen sich beim „Offenen Musiktreff“ Menschen aus der RPK, um ohne Druck und ohne Vorkenntnisse Instrumente auszuprobieren, gemeinsam aktiv Musik zu machen, oder einfach nur dabei zu sein. Auch ein Ausleihen von Instrumenten zum Ausprobieren im dann nicht mehr ganz so stillen eigenen Zimmer ist gerne möglich.

Im Rahmen des offenen Treffs bestimmen die Teilnehmenden selbst, was geschieht und wie lange sie in der Gruppe sein möchten. Häufig gibt es zum Beispiel den Wunsch „Ohhhh… seit Jahren würde ich gern meinen Lieblingssong gerne auf der Gitarre spielen können“. Und genau das machen wir dann auch! Denn Musik entsteht im Moment und jeder Mensch, egal ob er Noten lesen kann, ein Instrument beherrscht oder eben nicht, kann Musik machen und diese universelle „Sprache“ sprechen, die das ausdrückt… (siehe Anfang) :-)

 Ich hoffe, wir hören voneinander!

Marcus Heyer, Diplom Sozialpädagoge und Musiker